Häufig wechselnde Biegeteile und kleine Fertigungslose verlangen eine universelle Biegetechnik. Die am weitesten verbreiteten Biegetechniken sind das Gesenkbiegen und das Schwenkbiegen.
Schwenkbiegen: Biegeablauf
Beim Schwenkbiegen liegt das Blech auf einem Tisch. Ein Anschlagsystem positioniert die Platine zur Biegelinie. Ober- und Unterwange spannen den Zuschnitt. Beim Biegen schwenkt die Biegewange um einen Drehpunkt nach oben. Bei Maschinen mit Doppelbiegefunktion schwenkt die Biegewange, je nach Biegerichtung, nach oben oder unten.
- Biegeteil bleibt auf dem Tisch liegen (keine Ermüdung, kurze Biegezeiten)
- Der Anschlag positioniert das Teil zur Biegelinie (schnelles Einlernen von Bedienern)
- Aufrechte Körperhaltung, leichte Arbeit (keine Gesundheitsprobleme)
- Meist ein Bediener auch für große, unhandliche und schwere Teile ausreichend (geringe Personalkosten/Teilekosten)
Gesenkbiegen: Biegeablauf
Die Platine liegt außerhalb der Maschine. Der Bediener hält das Gewicht die Platine. Das Biegen erfolgt durch Herunterfahren des Pressbalkens. Dabei verlassen beide Schenkel die Auflageebene. Die lineare Bewegung des Pressbalkens erzeugt den Biegewinkel am Blech. Das setzt eine hohe Erfahrung der Bediener voraus.
- Der Bediener muss das Biegeteil anheben und nachführen (Biegequalität leidet aufgrund Ermüdung)
- Erfahrene und gut geschulte Bediener nötig (Problem des Fachkräftemangels)
- Gesundheit (Schulterprobleme) und Sicherheit sind kritisch
- Bei großen und schweren Blechen sind mehrere Bediener erforderlich (höhere Stückkosten)
- Lange Biegezeiten (höherer Stückkosten)
Schwenkbiegen: Rüsten
Schwenkbiegemaschinen biegen alle Winkel mit einem einzigen Werkzeugsatz. Die Maschine stellt sich automatisch auf die Blechdicke ein. Höher automatisierte Schwenkbiegemaschinen verfügen über einen automatischen Werkzeugwechsler.
- Universell einsetzbare Werkzeuge (reduzierter Rüstaufwand)
- Meist ein Satz Werkzeugen für gesamtes Teilespektrum ausreichend
- Geringe Invest- und Betriebskosten
- Niedrige Rüstzeiten erlauben kleine Fertigungslose (bedarfsgerechte Produktion)
Gesenkbiegen: Rüsten
Beim Gesenkbiegen sind für unterschiedliche Biegeaufgaben eine Vielzahl von Stempeln und V-Matrizen nötig.
- Unterschiedliche V-Matrizen für unterschiedliche Blechdicken
- Kleine V-Matrizen für kurze Biegeschenkel nötig
- Meist eine Vielzahl von Stempelgeometrien im Einsatz
- Investition in zusätzliche Werkzeuge über die Zeit
- Oft lange Rüstzeiten
Schwenkbiegen: Blechdickentoleranzen
Beim Schwenkbiegen setzt das Biegewangenwerkzeug an der Außenseite des Blechs an und schwenkt exakt auf den eingegebenen Winkel.
- Die Bezugsseite ist nur die Außenseite des Materials
- Exaktes Anfahren des Biegewinkels (hohe Winkelgenauigkeit)
- Blechdickentoleranzen haben keinen Einfluss auf den Biegewinkel
- Kein Winkelmeßsystem nötig
Gesenkbiegen: Blechdickentoleranzen
Beim Gesenkbiegen kontaktiert der Stempel das Blech von oben und die V-Matrize von unten.
- Kontaktpunkte auf beiden Seiten des Blechs
- Der Biegewinkel entsteht durch ein lineares Zustellen des Oberwerkzeugs
- Blechdickentoleranzen führen zu Winkelunterschieden
- Teure, unflexible Winkelmeßsystem zur Kompensation nötig
Schwenkbiegen: Anschlagen
Beim Schwenkbiegen liegt die gesamte Platine in der Maschine. Lediglich ein kurzer Blechschenkel ragt zwischen Ober- und Unterwange heraus.
- Die gesamte Platine wird angeschlagen
- Zuschnitt-Toleranzen zeigen sich im ersten Schenkel einer Seite
- Das Bodenmaß und das gegenüberliegende Schenkelmaß stimmen präzise
Gesenkbiegen: Anschlagen
Beim Gesenkbiegen wird üblicherweise der kurze Schenkel angeschlagen. Der lange Schenkel ragt aus der Maschine.
- Der kurze Schenkel wird angeschlagen
- Zuschnitt-Toleranzen zeigen sich im Bodenmaß des Fertigteils
- Dies ist meist das entscheidende Maß für die Passgenauigkeit in der Montage
Schwenkbiegen: Empfindliche Oberflächen
Beim Schwenkbiegen reduziert sich das Gleiten der Werkzeuge am Material auf ein Mindestmaß oder ist bei bestimmten Maschinen (Multibend-Center, ProfileCenter) gar nicht mehr vorhanden.
- Keine Kratzer am Blech
- Ideal für Edelstahl oder beschichtete Bleche
Gesenkbiegen: Empfindliche Oberflächen
Beim Gesenkbiegen wird das Blech über die Kanten in die V-Matrize gezogen. Die lange Rutschstrecke zeigt sich in Form von Kratzern auf der Außenseite der Bleche.
- Deutlich sichtbare Kratzer am Blech
- Nicht ideal zum Biegen empfindlicher Materialien
Schwenkbiegen: Werkzeugverschleiß
Da es beim Schwenkbiegen nur sehr geringe Relativbewegungen zwischen Werkzeug und Material gibt, zeigen die Werkzeuge auch nach jahrelangem Einsatz keinen Abriebverschleiß.
- Kein Verschleiß an den Werkzeugen
- Geringe Wartungskosten
- Präzise Biegeteile auch nach Jahren
Gesenkbiegen: Werkzeugverschleiß
Die langen Rutschstrecken über die Matrizenränder führen zu einem Verschleiß der Werkzeuge.
- Werkzeuge müssen immer wieder ersetzt werden
- Schleichend Verschlechterung der Biegeergebnisse
- Biegeprogramme müssen nachjustiert werden
Schwenkbiegen: Radien biegen
Beim Schwenkbiegen lässt sich ein Radius sehr einfach aus kurzen Biegesegmenten zusammensetzen. Bei kleiner Schrittweite sind die einzelnen Steps auf der Außenseite des Radius nicht sichtbar.
- Beliebige Radien ohne Sonderwerkzeuge biegen
- Biegesteps auf der Außenseite nicht sichtbar
- Teil bleibt auf dem Tisch liegen
- Schnelle Biegezyklen
Gesenkbiegen: Radien biegen
Beim Gesenkbiegen ist das Biegen von Radien mit Biegesteps schwierig, da sich das Blech bei jedem Step nach oben bewegt.
- Schwieriges Anschlagen der Biegeteile
- Sehr qualifiziertes personal erforderlich
- Sehr lange Biegezeiten
Schwenkbiegen: Umschläge biegen
Beim Schwenkbiegen sind keine Sonderwerkzeuge beim Zudrücken von Umschlägen nötig.
- Offenen, geschlossene oder tropfenförmige Umschläge
- Einsatzbereiche: Randstabilität erhöhen, Schutzkanten, Steckverbindung
Gesenkbiegen: Umschläge biegen
Beim Gesenkbiegen kommen Sonderwerkzeuge zum Zudrücken von Umschlägen zum Einsatz.
- Höhere Werkzeugkosten
- Weites Anheben des Biegeteils beim Vorbiegen